Martina Wagner-Egelhaaf on Rick Gray

Submitted by Michael Neininger on
Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf
Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster
Rick Gray
Rick Gray

Münster, im Juni 2017

Lieber Rick,

Brigitte hat mich gebeten, aus Anlass Deines Eintritts in den Ruhestand etwas für den Newsletter des Germanics Department zu schreiben. Das ist natürlich keine einfache Aufgabe. Irgendwie fällt es mir leichter, zu Dir als über Dich zu sprechen. Also schreibe ich Dir einen Brief.

Als wir uns kennenlernten, warst Du nicht da, aber ich durfte als Max Kade Visiting Professor in Deinem Büro residieren. Das war 2004. Wenn man jemandes Büro nutzt, lernt man diese Person schon recht gut kennen: Ich sah, wie man Dich gezwungen hatte, aufzuräumen. Ich sah ein paar private Fotos an der Wand (ich glaube, von Deiner Tochter). Und ich sah zahlreiche von Dir verfasste bzw. herausgegebene Bücher in den Regalen – und ich war beeindruckt. Als dann schließlich noch ein großes Paket ankam und Kate mit bedeutungsvollem Blick sagte „Rick’s new book“ stieg der Quotient meines Beeindrucktseins nochmals an…

Kennengelernt in „echt“ haben wir uns dann zwei Jahre später. Da hieltest Du einen Vortrag an der Washington University in St. Louis, wo ich gerade Paul Celan Fellow war. Ich erinnere mich noch, dass Dein Vortrag mit einem Vergleich der beiden Universitäten, die doch so ähnlich heißen, begann. Der Vergleich mündete dann allerdings listig in einen Vergleich der Städte, St. Louis und Seattle.… In einem langen Kamingespräch in der stimmungsvollen Cafeteria (mit Kamin! der war aber nicht an) habe ich Dich dann beschwatzt, mit mir (und Anna Cunico) auf dem IVG-Kongress in Warschau 2010 eine Sektion zum Thema ‚Autofiktion‘ zu leiten. Große Lust hattest Du nicht, aber es blieb Dir (als höflichem und freundlichem Mensch, der Du ja bist!) nichts anderes übrig…

Die nächste Begegnung, an die ich mich erinnere, war eine Einladung bei Euch. Das war bei meinem zweiten Seattle-Aufenthalt (ich glaube 2008). Ich hatte im Department einen Vortrag gehalten und danach gab es eine große Party bei Euch, mit vielen Menschen, einem Hund, der sich über den vielen Besuch freute und einem tollen Buffet. Da Du ja nicht klein bist, konnte man Dich aus jeder Position Eures Wohnzimmers gut sehen.

Ja, und dann haben wir Dich auch mal zum Vortrag nach Münster eingeladen. Es ging um die „Money Matters“ – der Vortrag hat großen Eindruck bei allen hinterlassen. Untergebracht haben wir Dich im Stadthotel und behauptet, Rick’s Café gegenüber hätten wir extra für Dich aufgebaut…

Dann gab’s da noch ein paar Promotionsprüfungen, weil unsere Kooperation Seattle – Münster erfreulicherweise zu einer Reihe von Doppelpromotionen führte. Bei diesen Anlässen haben wir uns per Skype gesehen und ausgetauscht. Einmal warst Du überlebensgroß im Bild, beim anderen Mal eher als ein fragmentarisches Rauschen am Bildrand zu erleben – in jedem Fall aber wie beim Erstkontakt abwesend-anwesend!

Und nochmals: Als ich meine Sekretärin bat, für diesen Text, der jetzt doch ein ganz anderer geworden ist, ein paar Informationen aus dem Internet über Dich zu sammeln, kam sie frustriert zu mir und meinte: „Er bedient das Netz wohl nicht sehr…“. Nicht dass Du dort gänzlich abwesend wärst, aber eine Show ziehst Du (sympathischerweise) ndigital nicht gerade ab…

Du weißt, dass Münster die Fahrradstadt ist – komm‘ doch mal wieder ganz realpräsentisch vorbei und bring‘ auch Sabine mit!

Mit Dank für die wunderbare Zusammenarbeit Seattle-Münster und den besten Wünschen für die kommende Zeit,

 

Deine Martina

Share